Bildungs­gerechtigkeit:
Schlüssel zur Zukunft

Thesen und Aufbau der Studie 

Wie lässt sich Bildung gerechter gestalten – und wie können Schulen dazu beitragen? 

Diese Frage war der Ausgangspunkt der Studie von , die dieser Ausstellung zu Grunde liegt. Schnell zeigte sich:

Bildungsgerechtigkeit ist ein vielschichtiges Thema, das auf unterschiedlichen Ebenen wirkt – im Klassenzimmer, im Schulalltag, im Bildungssystem. Deshalb betrachtet die Studie nicht nur einzelne Maßnahmen, sondern verfolgt einen systemischen Ansatz, der im folgenden erläutert wird. Im Mittelpunkt stehen 12 Schulen in Bremen und Bremerhaven, die sich auf den Weg gemacht haben, Bildung gerechter zu gestalten. 

Vier zentrale Thesen leiten die Untersuchung – sie verbinden Theorie, Praxis und politische Verantwortung.

Die vier Thesen

KONZEPT

Verschiedene Konzepte – ein Ziel

Bildungsgerechtigkeit ist nicht gleich Bildungsgerechtigkeit.  

Unterschiedliche Gerechtigkeitsverständnisse wirken oft gleichzeitig – ohne, dass sie benannt werden. Die Studie macht diese Konzepte sichtbar, damit Maßnahmen klarer, wirksamer und strategischer geplant werden können. 

Ein Bewusstsein darüber, welche Aspekte einer Maßnahme auf welchem Gerechtigkeitsverständnis basieren (Verteilungs-, Schwellen oder Anerkennungsgerechtigkeit)  ermöglicht eine systematisch geplante Strategie.

RESONANZ

Beziehungen machen den Unterschied

Gerade in Schulen mit vielen Herausforderungen entscheidet oft die Beziehung zwischen Lehrkraft und Schüler:in, ob Lernen gelingt. Resonanz – also gegenseitige Aufmerksamkeit und echtes Interesse am Gegenüber sowie am Lerngegenstand – bildet die Basis für Bildungserfolg in der Resonanztheorie von Hartmut Rosa. Diese wird genauer in der Open-Access-Publikation erklärt.

Auf Mikro- und Meso-Ebene – also der Ebene des individuellen Lernens sowie der Ebene des Unterrichts in Lerngruppen -ist Resonanz die Voraussetzung für „Anverwandlung“. Das bedeutet, dass die Lernenden sich die Lerninhalte zu eigenen machen und sie für sie persönlich bedeutsam werden. Schulen in herausfordernder Lage brauchen besondere Strategien, um diese Beziehungsebene zu stärken.

EMPIRIE

Ohne verlässliche Daten kein Wandel

Trotz vieler Fördermaßnahmen fehlen in Deutschland belastbare Daten zu ihrer Wirksamkeit. Die Studie plädiert für einen lösungsorientierten, transparenten Umgang mit empirischen Erkenntnissen – als Grundlage für gezielte Förderung. 

Schulleistungsvergleiche wie der IQB-Bildungstrend sollten als Frühwarnsysteme gelesen und systematisch ausgewertet werden – auch auf Klassenebene. 

BOTTOM-UP APPROACH

Lernen von den Schulen vor Ort

Viele Schulen entwickeln bereits kreative, erfolgreiche Maßnahmen – oft unter schwierigen Bedingungen. Die Studie sammelt diese Ansätze, macht sie sichtbar und zeigt, wie aus ihnen Impulse für eine breitere Bildungsstrategie entstehen können. 

Fachlicher Kontext: Ein „bottom-up approach“ nutzt vorhandene Expertise in der Praxis für eine Verbesserung des Systems. Dabei wirken Innovationsprozesse „von unten nach oben“. Das heißt konkret für den Kontext Bildungsgerechtigkeit, dass die Initiativen und gelungenen Ideen einzelner Menschen und Schulen im Bildungssystem als Inspiration genutzt werden, um größere Veränderungen anzustoßen.

Aufbau der Studie – 3 Schritte 

1 Konzept

Was verstehen Sie im Hinblick auf Ihre Schule und den Standort Bremen unter Bildungsgerechtigkeit?

Ist das eines der Leitziele für Ihre Schule, warum/nicht?

2 Umsetzung

Welche Maßnahmen zur Erhöhung von Bildungsgerechtigkeit gibt es an Ihrer Schule?

Auf welcher Ebene sind diese Maßnahmen angesiedelt? (Fachunterricht, pädagogisches Gesamtkonzept, Zusatzangebote …)

Wie beurteilen Sie die bisherige Wirksamkeit dieser Maßnahmen? Was ist die Grundlage für dieses Urteil?

3 Strategie

Welche bisherigen Maßnahmen im Land Bremen mit dem Ziel der Erhöhung von Bildungsgerechtigkeit sind Ihres Erachtens gescheitert?

Welchen nächsten Schritt im Land Bremen braucht es Ihrer Meinung nach, um Bildungsgerechtigkeit signifikant zu erhöhen

Die Studie begleitet 12 Schulen in Bremen und Bremerhaven – aus allen Schulformen und Stadtteilen. Sie wurden gezielt ausgewählt, weil sie sich aktiv mit dem Thema Bildungsgerechtigkeit beschäftigen und dazu etwas beitragen wollen.  

Die Auswahl berücksichtigte Stadtteilstruktur, Schulform und das freiwillige Engagement der Beteiligten. 

12 Interviews | 21 Beteiligte | 1 Ziel

Mit 21 Expert:innen vor Ort – von Schulleitungen über Fachleitungen bis zur Schulsozialarbeit
Die Gespräche bilden das Fundament der Porträts.  

Wer weiß am besten, wie Bildungsgerechtigkeit im Schulalltag erlebt wird?

Die Schulen selbst.
An allen 12 Schulen fanden intensive Gespräche mit insgesamt 21 Expert:innen statt – darunter Schulleitungen, Bereichsleitungen, Sozialpädagog:innen und weitere zentrale Akteur:innen. 

Strukturiert zuhören 
Alle Interviews in der Studie folgten einem einheitlichen Leitfaden – nicht, um Antworten zu normieren, sondern um Raum für vergleichbare Perspektiven zu schaffen. Die Themen: Konzept, Umsetzung und Strategie – jeweils mit Bezug zur eigenen Schule oder zur systemischen Ebene. 

Die Schulen wählten ihre Gesprächspartner:innen selbst aus.
Die Interviews wurden zwischen September 2023 und Mai 2024 geführt – vor Ort oder per Zoom.  

Im Fokus steht jeweils die Schule als Organisation:
Es geht um Haltung, Erfahrung, konkrete Maßnahmen – und um die Frage, wie Bildungsgerechtigkeit dort verstanden und gelebt wird. 

Die Aussagen wurden nicht personenbezogen, sondern auf Organisationsebene ausgewertet. In Einzelfällen sind individuelle Perspektiven gekennzeichnet. Die Auswahl der Beteiligten sowie die Teilnahme an den Fotoshootings und KI-Workshops erfolgte freiwillig und nach interner Absprache an den Schulen. 

Familienbild (von links nach rechts: Anastasia, Leo, Jakob Schröder, Matteusz, Lili)

„Diese Bilder erzählen Geschichten von Menschen, die Schule gestalten. Sie zeigen Vielfalt, Haltung und Hoffnung. Und sie machen deutlich: Bildungsgerechtigkeit ist auch eine Frage der Sichtbarkeit.“

Gesine Born

Visualisierung – Wie sieht Bildungsgerechtigkeit eigentlich aus?

In diesem Projekt wurde diese Frage wörtlich genommen

Es entstanden Fotografien, die Schule und ihre Akteur:innen sichtbar machen.
Mittelpunkt der Fotografien standen die Menschen, die Schule gestalten. Die Bilder geben Einblick in ihren Alltag, ihre Haltung, ihre Ideen – und machen so sichtbar, was oft übersehen wird: die persönliche Seite des Bildungssystems und die individuellen Menschen, die es ermöglichen.  

Empowerment

Für die Fotoshootings wählten die Beteiligten selbstbestimmt einen Ort in ihrer Schule.
Manchmal war es das Lehrerzimmer, manchmal der Werkraum oder der Platz unter dem Apfelbaum. Mitgebracht wurden Dinge, die ihren Schulalltag ausmachen: Modelle, Schulhunde, Bücher, Plakate. Die Fotografin Gesine Born richtete vor Ort eine mobile Leinwand ein und stellte eine zentrale Frage: „Wie willst du – wie soll deine Schule – in einer Ausstellung zum Thema Bildungsgerechtigkeit gezeigt werden?“ 

Entstanden sind starke (Selbst)Porträts, offene Blicke – Bilder, die Schule als lebendigen Ort zeigen.

Und es blieb nicht bei der Gegenwart

In KI-Workshops entwickelten Schüler:innen gemeinsam mit Gesine Born Zukunftsbilder ihrer Schule – und persönliche Visionen: Wie soll Lernen aussehen? Was will ich später werden? Die Ergebnisse zeigen fantasievolle, mutige und berührende Perspektiven. Schule wird hier zum Möglichkeitsraum – und zur Bühne für Zukunft

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