Bildungs­gerechtigkeit:
Schlüssel zur Zukunft

Gesehen werden - Heinrich-Heine-Schule (HHS)

Bildungsgerechtigkeit bedeutet, dass alle Kinder gleiche Zugänge und Möglichkeiten zu ihrer Entfaltung erhalten. Um zu erfahren, wer was braucht, müssen wir sehr genau hinsehen.

Jakob Schröder, Lehrer

Kurzportrait

Heinrich-Heine-Schule
Hans-Böckler-Str. 30, 27578 Bremerhaven

Schulform: Oberschule

Schulleitung: Meike Ehler (Schulleitung) Andreas Armbrecht (Stellvertretung) Miriam Moka (ZuP-Leitung)

Anzahl Lehrkräfte: ca. 72

Zusatzpersonal: ca. 42 (pers. Assistenzen, Hausmeister, Geschäftszimmer, Betreuungspersonal, 1 Sozialarbeiter, 1 Sozialpädagogin

Schüler: ca. 660

Essensangebote: Frisch gekochtes Mittagessen (verpflichtend für JS 5-7) 

Ganztagsangebote: Unterschiedliche AGs jahrgangsübergreifend Montag nachmittags (freiwillig ab JS 8)

Besonderheiten: Klassenlehrerprinzip, Berufsorientierung, Klassenrat, Medien- und Methodenkompetenzen, interkulturelle Kompetenzen, Umwelt und Nachhaltigkeit, Schwimmen

Das Emblem: Der Boxsack

Hier lernen Kinder mit ganz unterschiedlichen Geschichten gemeinsam. Mit Herz, Vielfalt und starken Angeboten im Ganztag wächst die Schulgemeinschaft zu einem Ort, an dem jedes Kind seinen Platz findet.

An der HHS heißt Bildungsgerechtigkeit: Jedes Kind zählt und soll bestmögliche Chancen erhalten – unabhängig davon, woher es kommt. Nicht alle starten gleich – aber jedes Kind soll seinen Weg finden.

Emblem:
Der Boxsack

Die am weitesten verbreitete Herkunftssprache an der Schule ist russisch, das daher seit Jahren auch als zweite Fremdsprache angeboten wird. Neben den ansonsten vielfältig vertretenen anderweitigen Religionen bilden Kinder der nahe gelegenen Pfingstlergemeinde eine besondere Gruppierung an der HHS. Das Feld an sprachlicher, kultureller und sonstiger Diversität ist hier besonders weit, was fast unweigerlich zu Spannungen führt. Mit solchen Spannungen muss ein angemessener Umgang gefunden werden, den der im Bewegungsraum befindliche Boxsack symbolisiert, in dem das Fotoshooting (s.u.) stattfand. Der Boxsack bietet einen angemessenen Umgang zum Abbau von Spannungen und ggf. Aggressionen.

Der Schule ist sehr daran gelegen, Schülerinnen und Schüler die Offenheit zu erhalten ihre kulturelle, sprachliche, religiöse und anderweitig individuell geprägte Identität zum Ausdruck bringen zu können. Gleichzeitig gilt es, das dadurch angelegte Konfliktpotential im Auge zu behalten, was angesichts des großen diversen Spektrums an der Schule eine besondere Herausforderung darstellt. Ein Beispiel dafür bildet in dem spezifischen Kontext der HHS die Beschulung von Kindern aus der Ukraine. Entgegen ursprünglicher Befürchtungen konnte die Schule feststellen, dass sich russische und russisch-sprechende ukrainische Schülerinnen und Schüler unterstützen. Der Ukraine-Krieg wurde zu Beginn der Auseinandersetzung im teamorientierten Unterricht in den Klassen thematisiert und bearbeitet. Trotzdem birgt das Thema sehr viel Konfliktpotential, das aktuell nicht an die Oberfläche kommt, aber unterschwellig wahrzunehmen ist. Das gilt nicht nur für die HHS, sondern für den gesamten Stadtteil. Die Verantwortlichen an der HHS sind diesbezüglich sensibilisiert und wachsam, aber nicht übermäßig besorgt.

Bildungsgerechtigkeit an der HHS

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Steckbrief in eigenen Worten

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Interview­partnerin – Meike Ehler

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Fokus: Gesehen werden

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Familienbild (von links nach rechts: Anastasia, Leo, Jakob Schröder, Matteusz, Lili)

Ein erster Funke - Unser Fototermin an der HHS

Inmitten von Plattenbauten und einer Hochhaussiedlung hätten wir den im Vergleich eher flachen Bau der HHS zunächst fast übersehen. Einmal angekommen, finden wir eine großes, weitläufiges, offen und aufgeräumt wirkendes Schulgelände vor. Weder die Sekretärin noch die Leitung des Zentrums für Unterstützende Pädagogik (ZUP) wissen Bescheid, helfen aber sofort. Wir finden zusammen heraus: Zuständig ist Herr Schröder.

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Matteusz (und Alina) – HHS

Ergebnis: Wie gelingt Bildungsgerechtigkeit – und was steht ihr an der HHS im Weg?

Wie kombiniert die HHS die Konzepte der Verteilungs-, Schwellen- und Anerkennungsgerechtigkeit, um allen Schüler:innen faire Chancen auf Bildung, Teilhabe und Entwicklung zu ermöglichen:

Zwischen Versorgung und Perspektive – Bildungsgerechtigkeit in Bewegung
An der Heinrich-Heine-Schule ist Bildungsgerechtigkeit keine Idealvorstellung, sondern eine tägliche Praxis – mit realistischen Zielen und einem klaren Blick auf das, was möglich ist. Die Schule arbeitet mit einer ausgewogenen Mischung aus Verteilungs- und Schwellengerechtigkeit – denn: Gleiche Chancen für alle bleiben ein Ziel, das kontinuierliche Arbeit und reflektiertes Handeln erfordert.

Verteilungs­gerechtigkeit

Verteilungsgerechtigkeit zeigt sich an der HHS in konkreten Strukturen: gebundener Ganztag, ein klar rhythmisierter Alltag und – ab dem Schuljahr 2024/25 – ein verpflichtendes Le0seband für alle. Hinzu kommt das Klassenlehrer:innenprinzip, das für Stabilität sorgt und ein enges Verhältnis zwischen Lehrkräften und Schüler:innen ermöglicht.

Schwellen­gerechtigkeit

Schwellengerechtigkeit beginnt dort, wo familiäre Voraussetzungen nicht ausreichend Unterstützung bieten. Die HHS begleitet jedes Kind individuell und hilft dabei, den nächsten Schritt zu erkennen und zu gehen – egal, woher jemand kommt. Das gelingt u.a. mit spezifischen Angeboten wie der Brückengruppe für jüngere Schüler:innen oder der Alternativen Lerngruppe (ALG) für ältere Jahrgänge. Hier wird deutlich: Jedes Kind wird gesehen, niemand fällt durchs Raster.

Fazit

Die HHS schafft Perspektiven. Nicht perfekt, aber konsequent. Bildungsgerechtigkeit bedeutet hier: hinschauen, begleiten, stärken – damit alle ihren Weg finden, auch wenn er anders verläuft als erwartet.