NGL – Interviewpartnerin Nadine Porwoll
Nadine Porwoll hat Inklusive Pädagogik studiert und sich seit langem darüber hinaus intensiv mit dem Thema Inklusion beschäftigt. Dazu hat sie auch private Bezüge, die aber bis vor ihrer Zeit als Schulleiterin wenig konkret blieben. Sie hat ihre gesamte berufliche Laufbahn als Lehrerin in Lehe verbracht und ist seit 2018 Schulleiterin an der NGL, für sie „ein Sechser im Lotto“. Obwohl sie selbst damals noch nicht so viel Erfahrung hatte, spürte sie bereits zum Zeitpunkt der ersten von ihr als Schulleiterin verantworteten Einschulungsveranstaltung, dass die Erhöhung von Bildungsgerechtigkeit eine große, wenn nicht gar die zentrale Herausforderung für sie und die von ihr geleitete Schule werden würde; inzwischen gibt es nichts, was ihr „mehr Freude, Kopfzerbrechen und Arbeit bereitet“.
Fehlende Bildungsgerechtigkeit hat massive Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern. So kommen ca. 70-80% von ihnen an der NGL morgens ohne Frühstück in die Schule; sie bringen viele Kompetenzen mit, aber in der Regel nicht die, die die Institution Schule als bildungsrelevant erachtet. Nadine Porwoll ist sich sicher, dass die überwiegende Mehrheit der Eltern eine Bildungsaspiration für die Kinder an ihrer Schule haben, aber keine Idee davon, wie das System Schule in Deutschland funktioniert und oft auch keine bzw. wenig Erfahrung mit Institutionen in Deutschland generell. Bereits im ersten Jahr ihrer Tätigkeit als Schulleiterin habe sie gespürt, „dass das System Schule den Anforderungen und Herausforderungen, die der Standort bietet, nicht gerecht werden kann. Abgesehen von den Kindern mit ‚offensichtlich‘ assistiertem Bedarf gibt es an der NGL sehr viele Kinder mit unterschiedlichstem Förderbedarf, der nicht formalisiert ist“. Nadine Porwoll findet die Kinder und deren Eltern an ihrer Schule „großartig“; beispielsweise sei sie immer sehr gerührt, wenn „bei Einschulungsveranstaltungen Spendendosen aufgestellt werden, in denen Eltern je nach ihren Möglichkeiten von zwei Cent bis zehn Euro spenden. Jeder gibt an unserer Schule den Anteil, den er geben kann – und das ist Gemeinschaft“.