Bildungs­gerechtigkeit:
Schlüssel zur Zukunft

Bildungsgerechtigkeit an der Sankt-Johannis-Schule (SJS)

Die Schule konzentriert sich auf das, was sie gut kann – nämlich die beiden Zielbereiche guten Unterricht und ein gutes Miteinander zu gestalten, damit jeder Schüler und jede Schülerin schlussendlich den Abschluss erreicht, den er bzw. sie anstrebt.

Natürlich wünschen sich alle an der SJS „generell eine bessere Welt, auch im Hinblick auf Bildungsgerechtigkeit, aber die St.-Johannis-Schule will nicht zu viel“ (PM). Die Verantwortlichen konzentrieren sich darauf, zu einer Verbesserung beizutragen in dem Bereich, für den sie kompetent und vorrangig zuständig sind: Von den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen kümmert man sich an der St.-Johannis-Schule besonders um Ziel Nr. vier, HOCHWERTIGE BILDUNG. Dafür sind die Menschen im Kollegium ausgebildet, darüber hat man sich verständigt und genau das wird umgesetzt. Die anderen 16 Ziele sind wichtig, aber keine Kernkompetenzen der Schule.

An der SJS gilt es weder als gerechte noch als hochwertige Bildung, jedem Kind bzw. Jugendlichen den höchstmöglichen Abschluss zu „verpassen“, wenn das nicht dessen individuellem Wunsch und individueller Leistungsfähigkeit entsprechen sollte. Gemeinsam mit den Kindern wird vielmehr ausgelotet, was die jeweiligen Wünsche sind und ob bzw. wie sie erreicht werden können. Das müssen die Kinder für sich selbst zusammen mit den Eltern entdecken und eine dementsprechende Wahl treffen: An der SJS kann jeder Abschluss erreicht werden, von einfacher Berufsbildungsreife bis Abitur. In beiden Schulformen ist die St.-Johannis-Schule bekannt für herausragende Berufsorientierung. Das ist unabhängig voneinander zertifiziert worden mit dem Berufswahl-SIEGEL. Das Thema Berufsorientierung wird ab Klasse fünf in allen Fächern aufgegriffen, was sich u.a. in den schulinternen Curricula abbildet. Die Schule ist „nicht Schule für Schule, sondern für das, was danach kommt“.

Für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund gibt es an der SJS „Deutsch als Zweitsprache“-Kurse oder speziell auf andere sprachliche Bedarfe zugeschnittene Sprachkurse, wenn es z.B. Probleme mit Fachvokabular gibt. An der dreizügigen Oberschule gibt es die klassischen Kursniveaus (G und E). Eine Besonderheit ist, dass hier pro Jahrgangsstufe nicht drei, sondern vier Fachlehrkräfte eingesetzt werden. Die Schülerinnen und Schüler werden damit auf vier kleinere Gruppen pro Fach in Deutsch, Englisch und Mathematik aufgeteilt, in denen auf unterschiedlichem Niveau unterrichtet werden kann. Je kleiner die Gruppe, desto intensiver kann der Unterricht sein. Die Schule ist in beiden Abteilungen MINT-Schule und legt hohen Wert auf praktisches Arbeiten. Physik, Biologie und Chemie müssen begreifbar sein; „wenn die Schülerinnen und Schüler es begreifen wollen, müssen sie es begreifen können“ (PM). In diesem Bereich ist die Schule besonders gut ausgestattet. Für die je drei Klassen eines Jahrgangs der Oberschule gibt es hier fünf Lehrkräfte. 75 Schülerinnen und Schüler werden auf fünf Gruppen aufgeteilt in einer Gruppenstärke von ca. 12-18. In diesen kleinen Gruppen können Experimente viel besser durchgeführt werden. Auch Informatik wird in kleineren Gruppen durchgängig von Jahrgang fünf bis zwölf unterrichtet. So können sich die Lehrkräfte stärker um einzelne Lernende kümmern. Die Schule stellt personell alle angestrebten Unterrichts- und Begleitmaßnahmen sicher, dies ist allerdings in der aktuellen Lehrerarbeitsmarktlage „nicht einfach, gerade in den Naturwissenschaften“ (PM).

Im Hinblick auf den zweiten Zielbereich, das GUTE MITEINANDER, werden an der SJS die biblischen Hinweise auf die Gerechtigkeit Gottes als wichtige Aspekte von Bildungsgerechtigkeit verstanden. Die Vermittlung von christlichen Werten ist eines der Leitziele der Schule, „eine Gerechtigkeit im Miteinander“. Dieser Fokus ist allerdings „mit dem Leistungsprinzip nicht immer deckungsgleich“ (JD). Mit diesem Widerspruch leben alle an der Schule und wenden ihn wenn möglich produktiv. So gibt es an der SJS viele Aktivitäten, u.a. caritative Projekte wie die „Burkina-Faso-Aktion“ seit 50 Jahren, bei denen der Leistungsgedanke nicht oberstes Prinzip ist. Weitere Beispiele sind das Compassion-Praktikum, an dem alle Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse des Gymnasiums teilnehmen, in dem sie für zwei Wochen praktische Erfahrungen in einer sozialen Einrichtung sammeln. In der Oberstufe werden im Rahmen der aktuellen Schulentwicklung weitere soziale Elemente in den Schulalltag eingebaut. Ferner wird in den regelmäßigen Andachten und Gottesdiensten das Element des „Geliebtseins, egal, wer man ist“ regelmäßig als wichtige Botschaft zentral behandelt – ganz fern des Leistungsprinzips. Die Schülerschaft der SJS beteiligt sich an der Durchführung des „Wohlfühl-Morgens“, einer Art Wellness-Programm für Obdachlose, die sich um die Schule herum aufhalten, und der mit Kooperationspartnern veranstaltet wird. Auf diese Weise erhalten die Schülerinnen und Schüler einmal mehr die Möglichkeit, sich an der Förderung einer gerechten Gesellschaft zu beteiligen.

An der SJS herrscht ein besonderer „Spirit“, der sich in einem friedlichen und freundlichen Umgangston zwischen Schüler- und Lehrerschaft unter- und miteinander bemerkbar macht. Bildungsgerechtigkeit im Hinblick auf die Haltung der Lehrerschaft bedeutet an der SJS auch, „sich selbst gegenüber gerecht zu werden“ (JD), d.h.: Das, was man als Lehrkraft kann und möchte in Einklang zu bringen mit den Gegebenheiten und seinen Job dann gut zu machen. Bildungsgerechtigkeit im Hinblick auf die Schülerschaft bedeutet, dass Kinder und Jugendliche gerne und ohne Angst in die Schule gehen und sich entfalten können. Damit werden die Grundlage und die Atmosphäre geschaffen, dass sie mit Freude lernen und für die Abschlüsse auch hart arbeiten wollen. Alle Mitglieder des Kollegiums werden immer wieder dazu angehalten, genau zu beobachten und die Bedingungen zu schaffen, dass das ermöglicht wird. Natürlich kommt es auch an der SJS zu Unstimmigkeiten. Dann werden von Seiten der Schule aber sehr schnell Maßnahmen ergriffen durch Klassen- und Fachlehrkräfte, v.a. aber durch die Schulsozialarbeiter, Seelsorgerinnen und Vertrauenslehrkräfte. Es gibt auch Schülerinnen und Schüler, die die Schule – beispielsweise wegen eines speziellen Oberstufenprofils – verlassen und woanders unterrichtet werden wollen. Viele von ihnen kommen aber nach nur wenigen Wochen zurück. Auf die Frage nach den Gründen dafür kommt fast immer die Antwort, dass die Atmosphäre an anderen Schulen und das daraus resultierende eigene Wohlbefinden nicht an das Niveau an der SJS heranreicht. Als katholische Schule ist es gerade auch im Bereich der Gewaltprävention (Stichwort sexuelle Gewalt) sehr wichtig, aufmerksam zu sein und ggf. sofort zu handeln. Die Schule hat sich mit Erfolg beworben für das Siegel „Sage Halt – Finde Halt“: Schülerinnen und Schüler sollen Halt finden, wenn sie in eine Problemsituation geraten und Lehrkräfte sollen Halt geben.

Die Wirksamkeit der hier beispielhaft geschilderten Maßnahmen lässt sich „an Zahlen ablesen“ (PM), was u.a. das folgende Beispiel zeigt: An der Burkina-Faso-Aktion kommen in jedem Jahr sehr viele ehemalige Schülerinnen und Schüler. Das ist eine so sinnstiftende Maßnahme, dass die ehemalige Schülerschaft dieses Projekt auch über ihre Schulzeit hinaus in Erinnerung behält und die Schule weiter unterstützt; zum Teil bis ins hohe Alter hinein.