LOGBUCH Fotoshooting – Sankt-Johannis-Schule Bremen
07.06.2024, 09.00-13.00h
Heute öffnet uns der „exklusivste Parkplatz Bremens“ seine Pforte: In der Bremer Dechanatsstraße erwartet uns Jan Dönch, der Schulleiter der SJS, gegenüber dem Haupteingang. Dort öffnet er eine leicht zu übersehende alte Eisenpforte, hinter der sich ein begrünter kleiner Hinterhof auftut, den Gesines VW-Bus nach erfolgreichen Parkvorgang schließlich komplett ausfüllt. Vorangegangen ist ein eher mühevolles Lenkmanöver begleitet vom ständigen Kreuzen vorbeifahrender Räder und Autos in beide Richtungen der Dechanatstraße. Diese muss man überqueren, um von einem Schulgebäude der SJS in das andere zu kommen, und wir verstehen schon jetzt, warum für Schülerinnen und Schüler zu diesem Zweck die Benutzung eines Zebrastreifens gewünscht ist (s.o.). Jan schließt mit einem lauten Quietschen die Pforte hinter dem Bus. Für Autos gibt es leider keine Zebrastreifen. Wir fragen uns, ob der Bus diesen exklusiven Parkplatz jemals wieder heile verlassen wird. Jan ist zuversichtlich, also sind wir es auch.
Nachdem wir uns mit seiner Hilfe einen kurzen Überblick über das Schulgebäude im Alten Postamt verschafft haben, einigen wir uns, dass das Fotoshooting in der Bibliothek stattfinden wird. Wir bauen dort in Ruhe auf, bevor Jan Doench mit sechs Schülerinnen und Schülern sowie vier Lehrkräften zurückkommt. Die SJS bestreitet das Fotoshooting in Mannschaftsstärke, von Anfang bis Ende – niemand wird ausgewechselt oder bekommt die gelbe Karte. Eine reife Leistung – die uns schon beim Mannschaftseinlauf beeindruckt!
Zunächst stellen die Schülerinnen und Schüler sich gegenseitig vor:
Dennis, 17 Jahre alt, ist aufgewachsen in Bremen Walle und wohnt dort. Er besucht die Oberstufe (11. Jahrgang), will später studieren und hat vorher die Oberschule der SJS besucht.
Die anderen fünf (fortlaufend im Uhrzeigersinn beschrieben) sind Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a, die gerade mit dem Mittleren Schulabschluss die Oberschule der SJS erfolgreich abgeschlossen haben.
Reik, 16 Jahre alt, ist in Gröpelingen aufgewachsen. Er will an der SJS Abitur machen und danach Polizist werden, „wie meine Mutter“. Sein Freund Felix lebt in der Neustadt und ist dort aufgewachsen; er wird ebenfalls die Oberstufe der SJS besuchen mit dem Ziel, Abitur zu machen.
Julia wird ebenfalls Abitur machen, allerdings an der Gesamtschule Ost (GSO). Sie lebt in Osterholz; an die GSO will sie u.a., weil der Schulweg für sie dann deutlich kürzer ist und weil es dort das Fach Pädagogik gibt; eine gute Voraussetzung für ihre späteren Studienpläne. Jenny, 16, ist noch unentschieden, ob sie eine Ausbildung beginnen oder Abitur machen wird. Sie kommt aus Huchting.
Wedline, 15 Jahre alt, will die Oberstufe der SJS besuchen und dort Abitur machen; sie lebt in Grolland.
Die Gruppe bildet den Übergang ab, der hier unter einem Dach möglich ist: Schülerinnen und Schüler, die zunächst ohne Gymnasialempfehlung die Oberschule besucht haben, wechseln mehrheitlich innerhalb der SJS in die gymnasiale Oberstufe. In Zahlen ausgedrückt wechseln von ca. 75 Absolventinnen und Absolventen der Oberschule 15-20 Schülerinnen und Schüler mit einem mittleren Schulabschluss (MSAGy) in die Klasse 11e, davon wird es im nächsten Schuljahr in der SJS vermutlich zwei geben. Diese Klassenverbände sind speziell dafür da, die Schülerinnen und Schüler an das Niveau und die Arbeitsweise des Gymnasiums heranzuführen.
Nachdem sie sich selbst vorgestellt haben, beschreiben sie ihre fünf Lehrkräfte, die sich heute für den Termin Zeit genommen haben:
Frau Schrader (links) ist die Deutschlehrerin der 10a, sie ist „sehr gesprächig“, „der Kümmertyp“. Frau Böning, die Sozialkunde- und Wirtschaftslehrerin (vorne Mitte), hat den Schülerinnen und Schüler sehr viel in puncto Berufsorientierung geholfen. „Bei ihr braucht man immer einem Plan B, falls Plan A nicht klappt“, sagen sie lachend. Frau Böning ist die „richtige Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um die Zukunft“. Die Schülerinnen und Schüler betonen: Man kann mit beiden Lehrerinnen „über alles reden“ und sich öffnen.
Herr Schweizer (Mitte hinten) ist der Biologielehrer der 11. Klasse, die Dennis besucht. Er unterrichtet am Gymnasium, derzeit einen Bio-Leistungskurs, an der Oberschule ist er nur selten eingesetzt. Die Schülerinnen und Schüler heben sein adressatenorientiertes Arbeitstempo positiv hervor. Er bildet zusammen mit zwei Kolleginnen, die inzwischen pensioniert sind, das Beratungslehrerteam, das an der SJS die Schulsozialarbeit verantwortet. „Das macht er prima“, attestieren ihm die Schülerinnen und Schüler.
Jan-Andrees Dönch (rechts außen) leitet die Schule seit fünf Jahren. Zu seiner Überraschung erinnern sich einige der anwesenden Schülerinnen und Schüler an Vertretungsunterricht bei ihm, den er „spontan und gut“ gemacht hat, wie sie ihm bescheinigen. Sie erinnern sich sogar noch, dass es um Englisch ging und um die DDR – immerhin, denn „das ist schon einige Zeit her!“.
Peter Mantl ist der Mathematiklehrer der 10. Klasse, „und zwar ein guter Mathelehrer, man lernt nämlich was bei ihm, er kann gut erklären, das Tempo ist entspannt, bei Bedarf erklärt er Sachen auch nochmal, ganz ruhig und auf vielfältige Weise“. Die Schülerinnen und Schüler erinnern sich, dass er oft zusätzliche Angebote gemacht und sie gut auf die Abschlussprüfungen vorbereitet hat. Dazu gehört, dass er sonntags Lösungen herumgeschickt sowie Tafelbilder fotografiert und verschickt hat für diejenigen, die nicht da waren: „Wenn du gut aufpasst, kannst du bei ihm nur gute Noten schreiben“, sagt Jenny.
Bei dieser Vorstellungsrunde lauschen alle gespannt, draußen rattert in kurzen Abständen die Straßenbahn vorbei. Danach sagen die Lehrkräfte: „Das war interessant, unseren Schülerinnen und Schülern so zuzuhören. Wir sollten vielleicht öfter von außen mal Leute einladen, um solche Fenster zum Austausch zu öffnen. Das fühlte sich gerade an wie eine warme Dusche“. Jetzt gibt es ein Gruppenbild mit allen fünf, dazu Kommentare aus den eigenen Reihen: „Familienfoto!“ – „Wir rücken den Lehrerberuf ins rechte Licht!“. Ein guter Zusammenhalt im Kollegium ist wichtig, betonen sie. Beispielsweise machen sie gemeinsame Ausflüge, das sei entscheidend für den Zusammenhalt, „gerade in Zeiten wie jetzt“. Die fünf wirken wie ein gutes Team, ebenso wie die Schülerinnen und Schüler untereinander, aber auch beide Gruppen scheinen miteinander durch ein fast freundschaftliches, in jedem Fall von gegenseitigem Respekt geprägtes unsichtbares Band verbunden. Es wird viel gelacht an diesem Vormittag – das wirkt sehr natürlich, auf keinen Fall gestellt. Da blitzt er durch, der besondere Spirit der Schule, von dem Jan-Andrees Dönch im Interview gesprochen hat, denke ich mir.
Einig sind sich alle Mannschaftmitglieder über den Vorteil der konfessionellen Bindung: An der SJS gibt es einen Mix aus allen Stadtteilen und gesellschaftlichen Schichten, die sich in einer im christlichen Glauben verankerten Wertegemeinschaft verbunden sehen. Dass sie hier sind, ist das Ergebnis einer freien Wahl, gestützt durch Eltern, die „sich in der Regel kümmern“ („Bringmentalität“). Die Mannschaft der SJS eint der frei gewählte Konsens, dass man sich unaufgefordert auf die christlichen Werte berufen kann – ein starkes Band.